Entwicklungsgemäß

Entwicklungsgemäß lernen – Unterschiede als Chancen nutzen

Maria Montessori ging genauso, wie es heutige Neurophysiologen tun, davon aus, dass es bestimmte Dinge gibt, die Kinder nur zu einer bestimmten Zeit ihres Lebens leicht erlernen können.

Sie nannte diese Zeiten „sensible Perioden“. Heute sprechen Wissenschaftler von „Zeitfenstern“. Diese Zeitfenster umfassen in vielen Bereichen einen Zeitraum von etwa drei Jahren. Dieses ist einer der Gründe für die Jahrgangsmischung der Schüler:innen in der Montessoripädagogik. Immer drei Schülerjahrgänge werden an unserer Schule gemeinsam in einer Klasse unterrichtet:
In der Unterstufe die Klassen 1-3 gemeinsam als U1.
In der Mittelstufe die Klassen 4-6 gemeinsam in der M1 und M2.
In der Oberstufe die Klassen 7-9 gemeinsam in der O1 und O2.

Die Jahrgangsmischung ermöglicht außerdem ein entwicklungsgemäßes soziales Lernen: In jeder Stufe ist jede:r Schüler:in einmal bei den „Kleinen“, den „Mittleren“ und abschließend bei den „Großen“. Die Kinder können voneinander lernen und sich aneinander orientieren. Am Schuljahresende wechselt nur ein Teil der Schüler:innen die Klasse, eine größere Kinder- bzw. Jugendlichengruppe verbleibt. Dadurch können die neuen Schüler:innen schnell in die Regeln der bestehenden Klasse hineinwachsen.


Auch bei Kindern desselben Jahrganges zeigt sich eine Vielfalt an Lernvermögen, Lernfähigkeit, Lernrhythmus und sozialen Kompetenzen. Die Heterogenität der Schülerschaft kann durch den individualisierten und differenzierten Unterricht im Rahmen der freien Arbeit besonders gut aufgefangen und gefördert werden. Aber auch für die anderen Unterrichtsformen unserer Schule gelten diese Prinzipien.
Indem die Kinder in der freien Arbeit die Möglichkeit erhalten die Lerninhalte und das Lerntempo selbst zu bestimmen, können sie die Kraft der sensiblen Phasen gut nutzen. Allerdings beobachten wir bei vielen unserer Schüler:innen eine Verschiebung der sensiblen Phasen:

Einige Kinder sind im Rechnen bereits in einer anderen Phase als im Schreiben, die sozial-emotionale Entwicklung kann bereits deutlich fortgeschritten, aber auch verzögert zur intellektuellen Entwicklung ausgeprägt sein. Deshalb können in unserem Schulalltag die von Montessori aufgestellten Entwicklungsphasen nicht 1:1 übertragen werden. Man wird aufgrund dessen in der Unterstufe viele Elemente des Montessori-Kinderhauses finden sowie in der Oberstufe viele Materialien der Elementarstufe benötigen.

Da die Schüler in der Freiarbeit individualisiert lernen und aus strukturierten differenzierenden Angeboten auswählen können, ist eine gute Dokumentation und gemeinsame Reflexion der Lernergebnisse wichtig.
Jede Lehrkraft unserer Schule notiert täglich das Arbeitspensum jedes/r Schüler:in. Am Ende des Schuljahres werden diese Protokolle genutzt, um ein sich fortschreibendes Entwicklungsprofil der Kinder zu vervollständigen. Da wir eine staatliche Förderschule sind, bekommen unsere Schüler:innen ab der 3. Klasse zwei Mal im Jahr Notenzeugnisse. Die Zeugnisse der Klassen 1 und 2 werden entsprechend denen der Grundschule erstellt.

„Der Weg, auf dem die Schwachen sich stärken, ist derselbe wie der auf dem die Starken sich vervollkommnen.“
(Maria Montessori)